William Shakespeare

1564 – 1616           England

 

 

In Übersetzungen von

Alexander Büchner

 

 

18.

 

Vergleich ich dich mit einem Sommertag?

Nein! lieblich bist Du und maßvoll mehr.

Maiknospen schütteln ab des Windes Schlag,

Zu kurze Zeit nur kommt der Sommer her.

 

Bald strahlet auch zu heiß des Himmels Aug’,

Bald ist sein goldner Schimmer wolkumhüllt,

Der Schönheit Reiz weicht von dem Schönsten auch,

Bald Zufall, bald Natur verwischt ihr Bild.

 

Dein steter Sommer aber dauert immer,

Und es vergeht die Schönheit nicht, die Dein,

Und daß Du sein, deß rühmt der Tod sich nimmer,

Denn in den ew’gen Zeilen lebst du drein:

 

So lange Menschen athmen, Augen sehn,

Solang währt Dies, Dir Leben zuzuwehn.